Fotoflug - meine Erfahrungen

Wer einen Fotoflug plant, egal ob mit Segelflugzeug, Motorflugzeug, Tragschrauber oder Hubschrauber, der sollte einige Tipps beachten. Schließlich soll der Fotoflug ja erfolgreich sein. Natürlich kann die Welt von oben auch mit einer Drohne erkundet werden, aber so eine Drohne hat nur eine geringe Flugzeit und die Kamera eine feste Brennweite. Zudem haben Drohnen auch Auflagen was die Flughöhe, Lufträume und Einsatzgebiete betrifft. Aus meiner Zeit als Pilot hatte ich einige Fotoflüge mit Fluggästen durchgeführt und hatte natürlich auch selber fotografiert. In dieser Zeit konnte ich einige Erfahrungen sammeln, die ich gern hier weiter geben möchte.

Gründliche Vorbereitung ist wichtig. Ist man einmal in der Luft, will der Pilot nur ungern zurück fliegen weil etwas vergessen wurde :-) Mir selber ist das schon mal passiert. Kamera lag auf dem Sitz wo sonst der Fluggast sitzt, aber in der Luft musste ich feststellen, dass ich gar keine SD-Karte in der Kamera hatte :-( Also 180 Grad Kurve noch mal landen, Karte holen und nochmal auf die Startbahn. Das kann in der Hektik schnell passieren. Aber fangen wir mal schrittweise an.

Vorbereitung am Boden

Bevor es in die Luft geht ist ein Blick in die Ausrüstung von großen Vorteil. Zweite SD-Karte, Ersatzakku, ein Tuch zum putzen und eventuell ein schwarzes Tuch um das Objektiv gewickelt. Zu was das schwarze Tuch, später mehr. Kontrolle ob die Riemen an der Kamera fest sitzen. Ich persönlich habe mir angewöhnt bei einem Fotoflug immer zwei Kameras einzupacken. Eine Kamera ist bestückt mit Weitwinkelobjektiv, die andere mit Teleobjektiv. So kann ich in der Luft in Sekundenschnelle entscheiden, welche Aufnahme ich mit welchen Objektiv mache. Im Flugzeug die Objektive wechseln ist zwar kein Problem, aber es kostet Zeit und im schlimmsten Falle ist man am Fotopunkt vorbei geflogen oder das Objektiv ist aus der Hand gerutscht (alles schon passiert). Gut ist es, vorab schon zu klären ob beim Flieger die Fenster aufzuklappen gehen. Einige Flieger können dies. Bei Ultraleichtflugzeugen gibt es teilweise im Fenster kleine Öffnungen wo die Kamera hindurch gesteckt werden kann. Bei Ultraleichtflugzeugen kann die Tür auch komplett heraus genommen werden. Sprecht mit dem Piloten und sagt was ihr vorhabt, dann kann er die nötigen Vorbereiten bereits am Boden treffen und euch erklären, worauf ihr achten müsst.

Das Wetter ist auch so eine besondere Sache. Wenn die Sicht am Boden toll aussieht, muss das nicht zwangsläufig auch in 600 Meter Höhe sein. Dunst in der Luft kann die Sicht drüben und der Blick aus dem Fenster endet im Frust. In den meisten Fällen wird die Sicht zum Nachmittag besser. Ich persönlich habe meine Fotoflüge gegen späten Nachmittag gemacht. Die Sicht wird besser und die Luft wird ruhiger. Die Sonne ist nicht mehr ganz so hoch, dadurch ergeben sich bessere Konturen weil mehr Schatten zu sehen ist. Zudem achte ich auch auf die Luftfeuchte. Wenig Luftfeuchte, bessere Sicht. Also der Blick in den Wetterbericht ist ein MUSS. In der Regel kann aber auch der Pilot etwas zum aktuellen Wetter sagen. Die Wahl vom Flugzeug wird in der Regel kaum möglich sein. Hochdecker sind für Fotoflüge wesentlich besser geeignet als Tiefdecker. Wenn die Tragflächen bei einem Tiefdecker ständig im Bild sind ist es schwer ein bestimmten Motiv zu fotografieren. Auch haben einige Flieger, so wie dieser hier im Bild, schöne getönte Scheiben. Es ist hilfreich noch am Boden zu testen, Probebilder durch die Scheiben zu erstellen und ggf. manuell einen Weißabgleich zu machen.

In der Luft ist alles anders

Wer noch keine Vorstellung hat, wie es ist bei offenen Fenster oder ausgebauter Tür zu fliegen, kann dies am Boden mit dem Auto testen. Fragt einen Freund oder Verwandten ob er nicht mal kurz eine Fahrt auf der Autobahn mit euch machen kann. Fahrt etwa 150km/h und macht die Scheibe komplett runter. Was ihr dann erlebt, ist in etwa das was euch dann im Flieger erwartet. Kleine Teile nahe am Fenster oder auch die Sonnenblende an der Kamera können unter Umständen vom starken Wind weggerissen werden. Soll heißen, alles was ihr mit ins Flugzeug nehmt schön festmachen, festhalten und sichern! Ich habe schon ein IPhone fliegen sehen, aber ohne Besitzer! Oder die schicke neue GoPro hat sich von der Halterung gelöst und den Flug in ein Waldstück gefilmt - sie wurde nie wieder gefunden. Gerade über einer Stadt darf so etwas in keinem Falle passieren!

Eine Frage die ich bei fast jedem Fluggast bekommen habe: „Wie hoch fliegen wir eigentlich?” In Deutschland ist es so, dass über bewohnten Gebiet 2000 ft (etwa 600m) über Grund nicht unterschritten werden darf. Also über Wohngebiete sind es also rund 600m Höhe. Wer also Detailaufnahmen machen möchte, kommt um ein Teleobjektiv nicht herum. Aber, mit Teleobjektiv besteht auch die Gefahr, dass eure Bilder verwackelt werden. Macht den ISO nicht so tief, damit ihr mehr Spielraum für die Belichtungszeit habt.

Was am Boden nicht spürbar ist - die Thermik. Was Segelflieger lieben und benötigen, kann beim Fotoflug echt nervig sein. Je nachdem über welche Gebiete oder Orte geflogen wird, kann der Flieger ruckartig hin und her wackeln. Auch ein plötzliches abruptes Steigen oder Sinken um mehrere Meter ist möglich. Ebenso können plötzliche Windböen die Fluglage schnell verändern - deswegen ist man grundsätzlich angeschnallt. Gleiches sollte dann auch für die Kamera bedeuten. Sichert die Kamera, dass sie in keinem Falle herunterfällt. Auch hier ist es besser gegen späten Nachmittag zu fliegen. Die Luft beruhigt sich dann. Das Flugzeug gleitet durch die Luft. Wer mit Tragschrauber oder Hubschrauber fliegt muss sich wegen der Thermik keine Sorgen machen. Gerade wenn die Luft etwas thermisch ist, kann es schwer für den Auto-Fokus sein das Motiv scharf zu stellen. Ich habe teilweise mit Sport-Modus fotografiert - die Fokussierung erfolgt permanent. Der ISO ist zwar etwas höher, aber das Bild verwackelt nicht oder ist unscharf. Auch dies könnt ihr beim Autofahren testen - als Beifahrer! Wer mit Hubschrauber unterwegs ist, hat es in dieser Hinsicht besser. Der Hubschrauber kann zum einem langsamer fliegen und auf der Stelle bleiben. Mit Flugzeug geht das natürlich nicht.

Sonne und Spieglungen

Durch die Scheibe fotografieren ist etwas für normale Rundflüge oder Tourismus. Je nach Fluglage zur Sonne, kann sich im Fenster alles möglich spiegeln. Ok, ihr könnt euch dunkle Sachen anziehen, aber allein darauf würde ich nicht wetten. Selbst das Cockpit mit den Instrumenten oder die Kleidung vom Piloten können sich im Fenster spiegeln. Ihr könnt mit einen schwarzen Tuch um das Objektiv herum dann ganz nah an die Scheibe. Rechnet aber mit Turbulenzen in der Luft und das eure Kamera dann gegen die Scheibe stößt. Auch solltet ihr vermeiden das ganze Fenster mit einem schwarzen Tuch zu versehen. Der Pilot braucht freie Sicht! Sollte ihr wie oben erwähnt zwei Kameras benutzen, dann natürlich auch 2 schwarze Tücher. Bereitet dies am Boden bereits vor. Wollt ihr ein ganz bestimmtes Objekt fotografieren, so wird der Pilot nicht nein sagen, wenn er normal eine Kurve fliegt. Ich bin schon mal 8 Runden um ein Objekt gekreist, weil der Autofokus meiner Begleitung überhaupt nicht wollte (Kompaktkamera).

Kinetose - Reisekrankheit

Im Flugzeug sitzen und fotografieren kann unter Umständen zu Übelkeit führen. Das muss nicht sein, kann aber sein. Besonders bei steilen Kurvenflug und wenn permanent durch den Sucher geblickt wird. Grund dafür, um es mal ganz einfach zu sagen, ist unser Gehirn. Die Augen sehen etwas anders, als das Gleichgewichtsorgan wahr nimmt. Hinzu kommt, dass bei steilen Kurvenflug das Blut im Körper in die andere Richtung gedrückt wird. Das Gehirn mag diese Kombination gar nicht und sendet eine Störungsmeldung - das ist die Übelkeit. Wenn ihr merkt das euch Übel wird, dann zögert nicht und sagt es dem Piloten. Fast alle Piloten haben hierzu in greifbare Nähe auch Tüten bereit liegen. Und noch etwas: Es ist keine Form der Schwäche. In den meisten Fällen ist es der Körper einfach nicht gewöhnt. Es ist auch nicht peinlich darüber zu reden! Vor Antritt zu einem Fotoflug sollte ihr auch keinen Alkohol trinken.

sonst noch was ...

Ob Polfilter eine saubere Lösung sind, kann ich nicht beurteilen. Die Scheiben im Flieger sind Acrylglas. Möglich, dass es hier zu Nebeneffekten kommt. Bei meinen Fotoflügen habe ich nie einen Polfilter benutzt. Wer aber damit Erfahrungen hat, kann ja gern hiezu ein Kommentar hinterlassen.

Nun ja, vielleicht hilft euch ja dieser Beitrag bei eurem nächsten Fotoflug.

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